virtuelle Töne

virtuelle Töne
virtuẹlle Töne
 
[v-], Residualtöne, Psychoakustik: durch das Gehör in Klängen, Klanggemischen oder allgemeinen Schallereignissen subjektiv wahrgenommene Töne, deren empfundene Intensität sich nicht auf die Stärke eines Teiltons im Schallspektrum zurückführen lässt oder deren Tonhöhe einem im Schallspektrum gar nicht vertretenen Sinuston entspricht. Nach neueren Erkenntnissen der Sinnesphysiologie und der Psychophysik gibt es zwei fundamental verschiedene Arten der Tonhöhenempfindung, nämlich die der Spektraltonhöhe (Hören eines Teiltons) und die der virtuellen Tonhöhe (Residualtonhören), wobei die Empfindung der virtuellen Tonhöhe im täglichen Leben überwiegt; bei vorherrschender Tonhöhe unterhalb etwa 500 Hz (zweigestrichenes c) ist sie geradezu die Regel. Die Spektraltonhöhe wird bei einzelnen Sinustönen wahrgenommen und entspricht eindeutig deren Frequenz. Auch in Klängen oder Klanggemischen kann man unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. konzentrierte Aufmerksamkeit) die Spektraltonhöhe einzelner Teiltöne hören. Dagegen lässt sich die virtuelle Tonhöhe nicht direkt mit der Frequenz eines Teiltons identifizieren. Die Frequenz eines als gleich hoch empfundenen Spektraltons ist aber stets ein ganzzahliger Teil vorgegebener Teiltonfrequenzen, d. h., virtuelle Tonhöhen sind stets »subharmonisch« bezüglich der Spektraltonhöhen von Teiltönen, die in einem Schallspektrum dominant sind. Die zur Bildung der virtuellen Töne nötige Information ist in dem jeweiligen Schallspektrum enthalten. Aus dieser Information interpretiert das auditive System (Gehör) die virtuelle Tonhöhe gewissermaßen als Gestaltmerkmal; ihre Empfindung ist eng mit der Bedeutung des wahrgenommenen Schalls verknüpft. - Beispiele für virtuelle Töne sind der virtuelle Bass beim Lautsprecher, der so genannte akustische Bass bei der Orgel, der Schlagton der Glocke oder der Grundton der G-Saite der Violine (der praktisch nicht abgestrahlt wird). In diese Kategorie gehört auch, dass der Grundton der menschlichen Stimme (Frequenz der Stimmbänder; beim Mann bei 120 Hz, bei der Frau bei 240 Hz) von Telefonsystemen praktisch nicht übertragen wird (untere Frequenzbandgrenze 300 Hz), die Stimmlage eines Gesprächspartners am Telefon aber trotzdem zu erkennen ist. (Kombinationstöne)

Universal-Lexikon. 2012.

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